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Sie sehen einen Mann mt Brille der in seinen Laptop schaut und arbeitet. Es ist das Titelbild des Blogbeitrags "Vom WBT zum Learning Ecosystem".

Vom WBT zum Learning Ecosystem

8. September 2021

6 Minuten Lesezeit

Michael Huss

8. September 2021

6 Minuten Lesezeit

Michael Huss

Lernkultur im Wandel

Veränderungen in der Arbeitswelt führen zu einer Änderung der Lernkultur. Anstatt relativ formaler Lernmedien wie Web Based Trainings kommen zunehmend eine Vielzahl von Lernmedien flexibel zum Einsatz. Lernende wandeln sich damit von passiven Konsumenten zu aktiv nach Informationen suchenden Produzenten und Vermittelnden von Lerninhalten.

Learning Ecosystem als technische und soziale Herausforderung

Was ist ein Learning Ecosystem?

Der Begriff „Ecosystem“ deutet schon darauf hin, dass alle Komponenten der neuen Lernwelt wie in einem Ökosystem eng miteinander verflochten sind. In der Natur bilden Tiere und Pflanzen Gemeinschaften, die – je nach Zustand ihrer Umgebung und ihrer Interaktionen – mehr oder weniger gut gedeihen. Wenn man diese Analogie auf das Lernen in Organisationen überträgt, fällt auf: auch hier kommt es auf eine förderliche Umgebung und Interaktionen an. Wo in der Natur die richtigen Nährstoffe, Nahrung, Wasser, Licht usw. zur richtigen Zeit entscheidend sind, kommt es im Learning Ecosystem auf individuell passende (Lern-)Informationen zur richtigen Zeit an.

In Unternehmen und Organisationen ergibt sich durch diesen Anspruch eine doppelte Herausforderung. Meist ist hier zunächst die technische Ebene im Vordergrund:

Wie lassen sich Lerninhalte so bereitstellen, dass sie individuell und passgenau von Lernenden genutzt werden können? Wie können Lehrende und Lernende – aber auch Lernende untereinander – lernrelevante Informationen austauschen? Welche Software und welche Endgeräte werden benötigt? Oftmals weniger beachtet, aber mindestens ebenso wichtig, ist die soziale Ebene. Die besten Lernplattformen und Kollaborationstools tragen nicht zum Lernerfolg bei, wenn Mitarbeitenden diese kaum nutzen oder sich nur auf Aufforderung hin mit Lerninhalten befassen. Doch wie lässt sich so eine entsprechende Lernkultur schaffen?

Einflussfaktoren und Komponenten

Um eine Lernkultur zu schaffen, die sowohl dem Unternehmen sowie den Mitarbeitenden hilft, ist zunächst wichtig zu wissen, welche „Drehschrauben“ es überhaupt gibt.

Hier einmal die wichtigsten im Überblick:

  • Lerninhalte: Was soll gelernt werden?

  • Lernmedien und Technologie: Wo und Wie soll gelernt werden?

  • Menschen: Wer soll etwas lernen?
  • Strategie: Warum bzw. mit welchem Ziel soll etwas gelernt werden?

Diese Fragen sind für Bildungsverantwortliche in Unternehmen selbstverständlich nichts Neues. Immer wenn ein Präsenzseminar oder ein Web Based Training (WBT) ausgerollt wird, muss vorher festgelegt werden, wer wann was lernen soll. Die Inhalte des Seminars bzw. WBT werden definiert und Teilnehmende festgelegt. Zusätzlich müssen sich auch vorab Gedanken dazu gemacht, warum genau diese Lerninhalte für die Zielgruppe nötig und sinnvoll sind. Damit ist aber noch kein Learning Ecosystem etabliert.

Vorteile durch ein Learning Ecosystem

Sie sehen eine Grafik, die eine vereinfachte Weltkugel zeigt. Sie führt die wichtigsten Punkte auf, die bei einem Learning Ecosystem beachtet werden sollten.

Wie ein gesundes Ökosystem in der Natur sich durch viele unterschiedliche Elemente (Pflanzen, Tiere, Organismen, Erde, Wasser etc.) auszeichnet, beginnt das Learning Ecosystem erst richtig zu leben, wenn auch hier viele verschiedene Lerninhalte, Lernmedien, Technologien und Menschen verknüpft werden. Lernen wird so in jeglicher Hinsicht freier und informeller.

Lernstrategie

Wo man nun denken könnte „So ein Learning Ecosystem ist ja ein heilloses Chaos! Jeder macht was er will – oder auch einfach gar nichts.“, ist das Gegenteil der Fall – wenn das Unternehmen eine klare Lernstrategie verfolgt. Die Frage Warum bzw. mit welchem Ziel Mitarbeiter bestimmte Inhalte lernen sollen wird erstaunlich wenig gestellt. Noch seltener wird sie explizit beantwortet. Oftmals ergibt sich der Lernbedarf aus einem aktuellen Anlass wie geänderte gesetzliche Vorgaben (Compliance) oder der Einführung einer neuen Maschine/Software. Darüber hinaus gibt es teilweise noch eine Reihe von Standard-Themen, die Mitarbeitenden als Lerninhalte zur Verfügung gestellt werden (bspw. Bedienung einer Tabellenkalkulation oder Business-Englisch). In nicht wenigen Unternehmen und Organisationen endet diese „Strategie“ damit bereits.

Wo größere Freiheit herrscht sind definierte Ziele und eine klare Strategie unabdingbar. Denken Sie zum Beispiel an den Unterschied zwischen Grundschule und Universität. Während in der Grundschule Inhalte und Kontext (Ort, Zeit, Lerngruppe etc.) überwiegend fest vorgegeben sind, ist es an der Universität meist umgekehrt: Vom Studiengang über freiwillige Kurse und Auslandsaufenthalte bis hin zu Praktika bei Firmen entscheidet jeder als erwachsener Mensch selbst. Ohne eine klare Strategie, ein Ziel und eine entsprechende Motivation geht es hier nicht. Dasselbe gilt für das (relativ) freie Lernen innerhalb eines Learning Ecosystem. Bildungsverantwortliche sollten allerdings nicht dem Trugschluss erliegen, dass Mitarbeitende ganz einfach „von selbst“ lernen, wenn ihnen nur Inhalte, Zeit und Technologien (LMS, Apps usw.) vom Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Selbst im Idealfall des intrinsisch motivierten Mitarbeitenden haben dessen Lernbemühungen nur wenig Sinn, wenn die Inhalte kaum Nutzen für ihn bzw. sie persönlich sowie für das Unternehmen haben.

Gestaltung von Lernkultur

Ein erfolgreiches, im Alltag gelebtes Learning Ecosystem basiert auf einer Balance von Freiheit und Führung. In der Vergangenheit und zum Teil noch heute war Lernen in Unternehmen von viel Führung und wenig Freiheit geprägt. Zu viel Freiheit ohne Vorgaben auf der anderen Seite überfordert die meisten Mitarbeitenden. Selbst wenn eine anfängliche Motivation vorhanden ist, wird diese schnell versanden, da nicht klar ist, was gelernt werden soll und warum. Die Gestaltung einer nachhaltigen Lernkultur sollte dabei auf der obersten Ebene der Organisation als Strategie und Leitlinie festgelegt werden. Die Umsetzung kann je nach Abteilung unterschiedlich ausfallen.

Wichtiger als die eingesetzte Technologie ist es, zunächst grundlegende Fragen zu stellen:

  • Welches Wissen und welche Kompetenzen sollen bestimmte Abteilungen, Teams oder einzelne Mitarbeitenden erwerben und in welchem Zeitraum soll dies geschehen?
  • Welcher zeitliche und organisatorische Rahmen wird für das Lernen vorgegeben?
  • Werden Mitarbeitenden unterstützt, die von sich aus Weiterbildungen vorschlagen und wie genau?
  • Wie sieht es mit der Auswertung von Lernverhalten und Lernerfolg aus zum Beispiel zum Datenschutz?
  • Gibt es spezielle Qualifizierungsangebote für benachteiligte Mitarbeitergruppen (bspw. Wiedereinstieg in den Beruf, mangelnde Sprachkenntnisse, Menschen mit körperlichen Einschränkungen)?
  • Soll es ein Belohnungssystem für die regelmäßige Nutzung von Lerninhalten geben und nach welchen Kriterien soll der Erfolg ermittelt werden?
  • Wie sind die Verantwortlichkeiten innerhalb des Learning Ecosystem geregelt?
  • Wie sollen die Mitarbeitenden über passende Lerninhalte informiert und zur Nutzung motiviert werden?

Klar ist: ein lebendiges Learning Ecosystem ist kein Zufall. Es entsteht auch nicht von selbst. Vielmehr muss es durch kluges Drehen an verschiedenen Stellschrauben innerhalb eines Unternehmens etabliert, erhalten und ausgebaut werden. Dies ist viel Arbeit auf allen Ebenen. Doch die Mühe zahlt sich langfristig aus. Unternehmen mit einer ausgeprägten Lernkultur können schneller auf Veränderungen reagieren. Sie sind in der Lage, die besten „Köpfe“ als Mitarbeitenden zu gewinnen und langfristig zu halten. Es lohnt sich also, über das Thema nachzudenken – und den Transformationsprozess rechtzeitig anzustoßen.

Mehr Informationen zum Thema Methoden-Mix finden Sie hier:

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Ihr Sales Manager Marco Brandner

Marco Brandner, BA

Team Lead Sales & Key Account Manager